Holz, Pellets... & Co. – mit dem Alleskönner "Biomasse" lässt sich vielseitig einheizen.
Bäääm – alles Bio!
Vom Kleingepressten bis zum Verhackstückten: Ein paar Basics zum Heizen mit Holz
Montag, 12.08.2024
Biomasse ist ein wichtiges Schlagwort, wenn´s um die Wärmewende mit Erneuerbaren Energien geht. Unter diesem Begriff werden unterschiedliche Rohstoffe zusammengefasst, die "von Natur aus" erneuerbar sind, sprich: einfach nachwachsen. Der besondere "Charme" von Biomasse liegt ganz klar darin, dass deren Energie sowohl in flüssiger als auch in fester und gasförmiger Form nutzbar gemacht werden kann. Zum einen können Pflanzen – wie Mais, Raps, Getreide – oder eben Abfall- und Reststoffe aus Landwirtschaft, Haushalten und Industrie direkt verbrannt und zur Wärmegewinnung eingesetzt werden. Zum anderen lassen sich aus ihnen aber auch flüssige Brennstoffe herstellen, so genannte Biokraftstoffe. Biomasse, beispielsweise aus Pflanzen oder Mist, kann ferner in Biogasanlagen durch Gärungsprozesse mithilfe von Mikroben in energiereiches Gas, meist Methan, verwandelt werden. Dieses lässt sich dann zur Strom- und Wärmeerzeugung einsetzen. Auch wenn Biomasse immer wieder nachwächst, gilt es doch genau abzuwägen, wie sie eingesetzt werden soll. Zum einen, weil die Flächen für den Anbau von "Energie-Pflanzen" dann ja nicht mehr für den Anbau von Nahrungsmitteln zur Verfügung stehen. Und zum anderen, weil Biomasse doch etwas Zeit braucht, bis sie nachwächst. Das gilt natürlich ganz besonders im Falle von Holzheizungen, auf die wir hier den Schwerpunkt legen wollen.
Erneuerbar: Ja! Klimafreundlich? Kommt aufs gesunde Maß an
Biomasse bringt´s: Aktuell stammt der der größte Anteil am Endenergieverbrauch mit Erneuerbaren tatsächlich aus Biomasse und dort zu gut 66 Prozent aus Holz. Es ist eine der wenigen Ressourcen, die – im Vergleich zu Wind und Sonne – einfach immer bereitsteht und immer wieder nachwächst. Dauert halt seine Zeit. Aus diesem Grund wird auch darüber debattiert, wie klimafreundlich das Heizen mit Holz tatsächlich sei. Bei der Bildung von Biomasse – also dem Wachstum der Pflanzen – wird der Atmosphäre das Treibhausgas CO2 entzogen. Später, bei der Verbrennung oder Verrottung der Biomasse, gelangt dieselbe Menge CO2 wieder in die Atmosphäre. Die Klimabilanz von Biomasse ist also zunächst einmal neutral – allerdings nur so lange, wie die verbrauchte Menge die nachwachsende Menge nicht übersteigt. Das Heizen mit Holz spielt fürs Gelingen der deutschen Energiewende zwar eine durchaus wichtige Rolle im Wärmemix. Aber wir werden definitiv nicht ganze Großstädte damit einheizen können, das ist auch klar.
Qualität besser besiegeln lassen
Wer bewusst mit Holz heizen möchte, sollte darauf achten, dass es aus nachhaltiger und am besten regionaler Forstwirtschaft stammt. Zudem gibt es für Pellets, Hackschnitzel und Briketts das Zertifikat ENplus, das die Brennstoffqualität von der Herstellung bis zur Anlieferung an den Endkunden durch regelmäßige Kontrollen unabhängiger Stellen kontrolliert und so einen emissionsarmen, effizienten Heizbetrieb unterstützt.
Seid ihr schon "feuerfest"? Ein paar Basics zum Heizen mit Holz
Zunächst einmal unterscheidet man zwischen Einzelfeuerungsanlagen und Zentralheizkesseln. Einzelfeuerungsanlagen, wie Öfen und Kamine, heizen in erster Linie den Raum, in dem sie aufgestellt sind und sind daher oft eine beliebte Ergänzung zu einer bestehenden Heizung. Allerdings stehen sie immer wieder als Luftverschmutzer in der Kritik, da durch den Verbrennungsprozess Schadstoffe, wie Feinstäube, entstehen können. Mit modernen Verbrennungs- und Filter-Technologien, der richtigen Handhabung sowie einer optimalen Beschaffenheit des Brennstoffs lassen sich solche Schadstoffe allerdings deutlich reduzieren und es wird eine saubere Sache daraus.
Zentrale Lösungen versorgen das gesamte Gebäude mit Wärme und übernehmen darüber hinaus die Bereitung von Warmwasser. Diese Holzkessel können, je nach Ausführung, sowohl mit Pellets als auch mit Stückholz oder Hackschnitzeln sowie als Kombi-Lösung betrieben werden. Besonders interessant wird es, auch bezogen auf die Fördermaßnahmen, wenn sie zusätzlich mit einer thermischen Solaranlage oder einer Wärmepumpe gekoppelt werden.
Rustikal: Heizen mit Stückholz
In einer Stück- oder Scheitholzheizung werden gespaltene Holzscheite verbrannt. Besonders effizient läuft die Verbrennung in modernen Holzvergaserkesseln ab. Sie verfügen über zwei Brennkammern und ein Gebläse, das den Verbrennungsprozess zusätzlich anfeuert. Grundsätzlich eignen sich Stückholzkessel auch sehr gut für Modernisierer, da ein Altbau häufig einen größeren Wärmebedarf hat. Sie kommen häufig in Regionen zum Einsatz, in denen viel Forstwirtschaft betrieben wird und sowieso Brennstoff da ist, der entsprechend günstig erworben, verarbeitet und gelagert werden kann. Heizen mit Stückholz erfordert allerdings immer einen gewissen Grad an Körpereinsatz und sei es nur, um den Kessel von Hand neu zu beschicken oder die Asche zu entsorgen. Außerdem braucht es genügend Platz und die Lagerbedingungen müssen stimmen, damit das Holz bei der Verbrennung ausreichend trocken ist und so seine volle Energie möglichst emissionsarm freisetzen kann. Auch ein Pufferspeicher ist hier Pflicht, um die Wärme effizient zu nutzen und zu verhindern, dass die Wohnräume überhitzen. Je nach Anlage kann ein solcher Pufferspeicher auch gleich zur Einbindung einer Solarthermieanlage genutzt werden, die dann in den Sommermonaten die Warmwasserbereitung übernimmt.
Kleinteilig: Pellet-Power
Holzpellets sind die komprimierteste Form der Holzenergie. Da sie aus Sägemehl gepresst werden und somit nur die "Abfälle" beseitigen, die ohnehin anfallen, gelten sie als besonders umweltfreundlich. Dank ihrer geringen Restfeuchte haben sie zudem einen hohen Heizwert und hinterlassen bei ihrer Verbrennung nur sehr wenig Rückstände. Mittels moderner Technik und zertifiziertem Brennstoff liegen die Feinstaubemissionen (von Pelletheizungen) in der Praxis deutlich unter den gesetzlichen Staubgrenzwerten. In der Regel werden Pelletkessel als Zentralheizung für Ein- und Mehrfamilienhäuser eingesetzt, immer mehr Hersteller bieten auch Pelletkessel in Brennwertausführung. Klarer Vorteil beim "Kleingepressten": Es lässt sich einfach anliefern und ähnlich wie Heizöl einfach in den Lagerraum pumpen. Moderne Pelletkessel verfügen über eine vollautomatische Beschickung und Zündung sowie meist auch selbsttätige Brennraumentaschung – bieten also hohen Bedienkomfort. Für den Transport der Pellets vom Lagerraum zum Heizkessel gibt es zwei grundsätzliche Möglichkeiten: Bei halb automatisierten Geräten befindet sich in der Nähe des Heizkessels ein Pelletbehälter, der von Hand befüllt werden muss. Mit einer Förderanlage geht es natürlich auch vollautomatisch und damit wesentlich bequemer. Je nach Technik bringt eine sich drehende Schnecke oder eine Saugleitung den Brennstoff zum gewünschten Platz. Apropos Platz: Den braucht man für eine Pelletheizung natürlich schon auch. Der Bedarf für ein gewöhnliches Einfamilienhaus liegt bei ca. 4,5 Tonnen pro Jahr, wofür man eine Pelletlager-Fläche von ca. 4,5 m² benötigt.
Resteverwertung: Hackschnitzelheizung
Sie kombiniert im Grunde die Eigenschaften von Scheitholzheizung und Pelletkessel. So arbeitet eine Hackschnitzelheizung nach demselben Prinzip wie eine Pelletheizung und erreicht auch ähnliche Wirkungsgrade. Hackschnitzel bestehen aus kleingehackten Holzresten, die nicht anderweitig weiterverarbeitet werden können. Eine Nutzung als Brennstoff ist daher eine ökologische Form der Abfallbeseitigung. Da kaum Arbeit benötigt wird, um Hackschnitzel herzustellen – anders als bei den genormten und in Form gepressten Pellets –, sind diese relativ günstig zu haben. Andererseits benötigen sie aufgrund ihrer groben Masse natürlich weit mehr Platz bei der Lagerung. Die Beschickung, Zündung, Entaschung und Reinigung finden in der Regel wie bei einem Pelletkessel vollautomatisch statt. Der Verbrennungsvorgang entspricht dann wiederum eher dem einer Scheitholzheizung: Einmal eingeheizt, lässt er sich nicht so schnell wieder "abkühlen" oder nach Bedarf regulieren. Damit das Zuviel an Wärme also nicht verpufft, bietet sich der Einsatz eines Pufferspeichers an. Hackschnitzelheizungen werden normalerweise im größeren Leistungsbereich für Mehrfamilienhäuser, größere Gebäudekomplexe, Industriebetriebe oder auch Nahwärmenetze eingesetzt.