Welcher Werkstoff hat wann die Nase vorn? Ein Material-Vergleich.
Welcher Werkstoff hat wann die Nase vorn? Ein Material-Vergleich.
Früher war noch alles aus einem Guss, sprich: aus Gusseisenrohren (sog. SML-Rohre aus Grauguss). Seit den 1990er-Jahren haben Kunststoffrohre "Karriere gemacht" in den häuslichen Installationen. Beide Werkstoffe haben natürlich Vor- und Nachteile, die hier kurz gegenüberstellt werden.
Kunststoff ist ein echtes Allroundtalent und kostet natürlich zunächst einmal weniger als hochwertige Gussrohre. Kunststoffrohre rosten nicht und sind vielseitig einsetzbar. Hinzu kommt, dass sie sich auch wesentlich leichterschleppen lassen und relativ einfach zu verarbeiten sind.
Ihr wunder Punkt: Die flexiblen Leichtgewichte sind "lauter" bei der Schallübertragung, so dass eine ausreichende Dämmung schwieriger zu realisieren ist. Allerdings gibt es auch bei den Kunststoffrohren heute sehr "leise" Exemplare, die über eine eingebaute Schalldämmung, PE-Kunststoffe für ein höheres Eigengewicht und beispielsweise Schalldämmrippen in den Aufprallzonen verfügen, was die Geräuschentwicklung weiter verringert.
Kunststoffrohre aus Polyethylen halten gut und gerne bis zu 100 Jahre. Das klingt erstmal toll, doch die Frage ist, was wird danach aus ihnen? In punkto Nachhaltigkeit schneiden Kunststoffrohre nämlich schlecht ab. Noch werden sie weitgehend aus fossilen Kohlenstoffquellen, wie Erdöl, Kohle oder Erdgas, hergestellt und landen am Ende ihres Lebenszyklus weitgehend als Abfall in der thermischen Verwertung. Und hier geht es um bedeutende Mengen, denn etwa ein Viertel aller Kunststoffprodukte – knapp 3 Millionen Tonnen jährlich – werden für die Baubranche produziert.
Kunststoff ist brennbar, was aber beim Brandschutz nicht unbedingt von Nachteil sein muss, denn es gibt ja inzwischen technisch ausgefeilte Brandabschottungen, mit denen im Brandfall die Öffnungen in Wand- und Deckenbereichen feuer- und rauchdicht verschlossen werden.
Gusseisen hält was aus und ist ein äußerst hochwertiger und robuster Werkstoff. Es trainiert allerdings auch die Muskeln, wenn das "gewichtige" Rohrmaterial auf die Baustelle transportiert und dort verarbeitet werden muss, womöglich auch noch über Kopf. Das geht mit Kunststoff natürlich leichter.
Auch Gussrohre sind langlebig und können etwa 60 Jahre halten, werden aber meist nach 40-50 Jahren ausgetauscht. Das ist dann aber im Vergleich zu Kunststoffrohren eine ziemlich saubere Sache für die Umwelt, denn hochwertige Gussrohre werden zu 95 Prozent aus Alteisen hergestellt und lassen sich nach ihrem Einsatz durch Recycling in den Rohstoffkreislauf zurückbringen. Gerade in Zeiten von Materialengpässen und vor dem Hintergrund eines klima- und ressourcengerechten Wirtschaftens und Bauens ein wichtiger Aspekt.
Rohrleitungen aus Gusseisen sind nicht brennbar. Allerdings haben sie dafür eine deutlich bessere Wärmeleitfähigkeit, so dass es im Brandfall zur Wärmeleitung durch Wände und Geschosstrenndecken kommen kann. Auch hier sind also entsprechende Dämmmaßnahmen und Abschottungen nötig. Bei der Verwendung von Rohren aus Gusseisen braucht man sich auch definitiv keinen großen Kopf beim Schallschutz zu machen, denn in punkto Geräuschentwicklung sind sie vornehm zurückhaltend, weil sie relativ viel Flächengewicht mitbringen.
Montag, 07.10.2024