Sanitär

Vom Donnerbalken zum stillen Örtchen

Dienstag, 24.09.2024

Eine kurze Klo-Kult-Tour durch die Geschichte des WCs

Auch das Klo hat eine eigene Kulturgeschichte.
Quelle: Adobe Stock
Von der ersten Grube bis zum heutigen Toiletten-Luxus hat sich einiges getan in der Kulturgeschichte des Klos.

Wahrscheinlich verschwenden die meisten Menschen beim täglichen Toilettengang kaum einen Gedanken daran, welcher "Luxus" ihnen dabei eigentlich zuteil wird. Höchste Zeit, das Thema "Entwässerungsgegenstand WC" mal durch die (Klo-)Brille der Kulturgeschichte zu betrachten!

Wo stand wohl das erste Klo?

Die ältesten bisher bekannten Toiletten dürften wohl die Sumerer 3.500 bis 3.000 v. Chr. gebaut haben. Es handelte sich dabei um tiefe Gruben, die von ineinander gestapelten Keramikröhren ausgekleidet waren. Ein Spülsystem gab es hier noch nicht. Auch bei den Babyloniern gab es zwischen 3.000 bis 500 v. Chr. erste Vorgänger unserer Klos. Sie bestanden aus zwei kleinen Mauern mit einem schmalen Zwischenraum für die Fäkalien, die dann mit Badewasser in Kanäle gespült wurden.

Und die erste Kanalisation?

Die erste funktionsfähige Kanalisation stammt aus der Zeit zwischen 2.600 und 1.800 v. Chr. Das Volk der Indus aus dem heutigen Pakistan stattete schon damals fast jedes Haus mit einer eigenen Toilette aus, die über tönerne Röhren mit der unterirdischen Kanalisation verbunden war. Zu besichtigen sind die aus Ziegeln hergestellten Hausanschlüsse und Kanäle auch heute noch in Mohenjo-Daro nahe der Stadt Larkana in Pakistan. So richtig populär wurde der Klogang allerdings erst mit den alten Griechen und Römern.

Wie die Römer miteinander "ins Geschäft" kamen...

In Zeiten des Römischen Reiches konnten die meisten Menschen öffentliche Latrinen mit ständiger Wasserspülung nutzen. In Räumen mit bis zu 25 Steinsitzen ohne Trennwände saßen sie dabei in geselliger Runde – alles andere als ein "stilles Örtchen" damals. Hier wurde nicht selten auch Geschäftliches besprochen – womit klar sein dürfte, woher der Ausdruck "sein Geschäft verrichten" stammt. Dank der römischen Aquädukte floss auch immer ausreichend Frischwasser, um einen zügigen Abtransport zu gewährleisten. Das bekannteste Abwasserbauwerk der Antike ist die legendäre "Cloaca Maxima" in Rom, ein gewaltiges unterirdisches System, das schon im 6. Jahrhundert v. Chr. angelegt worden sein soll. In einem rund drei Meter breiten und über vier Meter hohen Kanal kam hier das Abwasser aus Wohnhäusern, öffentlichen Bädern und Toiletten zusammen und wurde in den Tiber geleitet.

Mittelalter: Immer raus damit und liegen lassen

Mit dem Untergang des Römischen Reiches ging auch das Wissen um die gehobene Klo- und Kanalisations-Kultur verloren. Nun wurde alles häusliche Abwasser samt Inhalt der Nachttöpfe einfach auf die Straße gekippt. Entsprechend übel sah es dort dann auch aus. Verheerende Krankheiten wie Typhus- und Choleraepidemien waren die Folge. Lediglich die Bewohner der Burgen verfügten über "Plumpsklos" bzw. so genannte "Abtritterker" an den Außenseiten ihrer Gebäude. Eine luftigere Variante des Plumpsklos war der so genannte "Donnerbalken": Ein Brett in passender Höhe, auf dem gleich mehrere Leute im Freien nebeneinander Platz nehmen konnten, um gemeinsam zu "donnern". Zwar wurden auch im Mittelalter so genannte Ehgruben gebaut, um die Fäkalien zu sammeln. Sie hatten aber keinen Abfluss und mussten ab und zu geräumt werden. Die Gruben-Räumer starben nicht selten an den Folgen von Schwefelwasserstoffvergiftungen.

Wandelnde "Dixi"-Klos

Auch in der Neuzeit verbesserte sich die Toilettensituation nicht wirklich. Selbst der Adel am Hofe Ludwigs XIV. schien auf Privatsphäre und Hygiene nicht viel Wert zu legen. Bei 2.000 Zimmern im Schloss von Versailles gab es gerade mal ein eingebautes Klo. Man hatte ja andererseits genügend Diener, die alle Hinterlassenschaften aus den Zimmern räumten. Weil öffentliche Toiletten gegen Ende des 18. Jahrhundert eine echte Seltenheit waren, boten Männer und Frauen mit langen Umhängen ihre Dienste als mobile "Dixi"-Klos an. Sie ließen Passanten unter ihren Mantel schlüpfen, wo diese in einem Eimer ihre Notdurft verrichten konnten.

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