Lüftungsanlagen vermindern Risiko
In Schulen, die mit einer gesteuerten Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung ausgestattet sind, darunter auch in Schulen im Passivhaus-Standard, sei das Ansteckungsrisiko automatisch vermindert, so Feist: „Durch die vom Passivhaus Institut empfohlenen hochwertigen Frischluftfilter in diesen Lüftungsanlagen wird die Gefahr durch Stäube und Aerosole stark verringert“, erklärt er. Zudem sorge die Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung für eine stetige Zufuhr von ausschließlich frischer Außenluft. Gleichzeitig werde die Wärme der Abluft genutzt, um diese frische Luft vorzuwärmen. Unangenehme Zugluft könne dadurch gar nicht erst entstehen.
Lüftungsanlagen machen es leicht
„Um das Ansteckungsrisiko zu reduzieren, muss in Passivhaus-Schulen lediglich der Luftwechsel der Lüftungsanlage so weit wie möglich erhöht werden. Damit ist dann mindestens der Effekt erreicht, den Schulen ohne Lüftungsanlage durch vermehrtes Fensterlüften inklusive Unterrichtsunterbrechung und Temperaturabfall erzielen“, erläutert Dr. Berthold Kaufmann. Der wissenschaftliche Mitarbeiter des Passivhaus Instituts ist Vater schulpflichtiger Kinder und kennt die Situation an den Schulen. Die nun häufiger angeschafften mobilen Luftreinigungsgeräte, so Kaufmann, wiegten Lehrer, Schüler und Eltern in falscher Sicherheit, da sie allein das Ansteckungsrisiko nicht deutlich reduzierten.
Nachrüstung sinnvoll
Professor Rainer Pfluger von der Universität Innsbruck arbeitet eng mit dem Passivhaus Institut zusammen. Er sieht ebenso wie das Darmstädter Institut eine Nachrüstung der Schulen mit dezentralen Lüftungsanlagen als sinnvoll an. „Es gibt Lösungen, bei denen die Rohre für die Außenluft und die Fortluft durch einen mit einem Paneel besetzten Fensterflügel geführt werden. Dadurch entfallen zwei Bohrungen durch die Außenwand“, so Pfluger. Unabhängig davon, ob Schulen mit einer Lüftungsanlage ausgestattet sind, über die Fenster lüften und eventuell über einen mobilen Raumluftreiniger verfügen ist laut Passivhaus Institut das Tragen von Masken weiterhin unverzichtbar. Durch die Masken werde die Gefahr durch größere Tröpfchen, die hohe Viruslasten enthalten und die andere Personen direkt treffen können, reduziert.
Luftbefeuchtung diskutieren
Auf einen weiteren wichtigen Aspekt weist das Passivhaus Institut hin: Im Winter wird die Raumluft beim Lüften mit kalter und daher trockener Außenluft verdünnt, dadurch entsteht trockene Innenraumluft. Durch vermehrtes Lüften, so das Passivhaus Institut, verlange das Problem geringerer Luftfeuchtigkeit mehr Aufmerksamkeit. Das betreffe alle Klassenräume, egal ob diesen per Fensterlüftung oder per Lüftungsanlage vermehrt frische Luft zugeführt werde. Lüftungsgeräte mit Feuchterückgewinnung schafften bereits Erleichterung, so das Darmstädter Institut. Doch auch Luftbefeuchtung könne gerade in Zeiten von Covid-19 wesentlich für den Betrieb von Schulen im Winter sein. Das sei bisher nicht ausreichend diskutiert worden.