Wie alte Gemäuer und neue Wärmepumpentechnologien zusammenpassen – ein Interview mit Katja Weinhold vom Bundesverband Wärmepumpe (BWP) e.V.
Hey, altes Haus, was geht?
Dienstag, 15.11.2022
In einem Haus mit eigener Geschichte zu wohnen, ist natürlich etwas ganz Besonderes. Aber wie lässt sich die Liebe zum Altbau mit dem Interesse an neuen Technologien und dem Wunsch nach einer sinnvollen energetischen Sanierung verbinden? Wir haben bei Katja Weinhold, Pressesprecherin beim Bundesverband Wärmepumpe (BWP) e.V., nachgefragt.
Klar: Wärmepumpen sind DAS Thema im Neubau und gelten als „Klimaretter“ und die Wärme-/ Kälteerzeuger der Zukunft. Aber was ist mit Altbaubewohnern, die ihre Heizung fit für die Zukunft machen möchten? Katja Weinhold: "Auch in Bestandsgebäuden müssen Wärmepumpen zukünftig eine wichtige Rolle spielen, denn hier liegt der Hase im Pfeffer: Die Bundesregierung möchte, dass ab 2024 jährlich 500.000 Wärmepumpen verbaut werden, bis 2030 sollen sechs Millionen Wärmepumpen in Deutschland installiert sein. Deshalb wird der Heizungstausch gegen ein klimaschonendes System auch staatlich gefördert. Je niedriger die Vorlauftemperatur sein kann, um so effizienter die Wärmepumpe. Mittlerweile gibt es für "schwierigere Fälle" auch Hochtemperatur-Wärmepumpen, die Vorlauftemperaturen bis 70 °C ermöglichen."
Was muss ich als SHK-Fachhandwerker bei der Planung einer Wärmepumpenanlage speziell für den Altbau beachten? "Zunächst muss geprüft werden, ob das Objekt generell für eine Wärmepumpe geeignet ist. Der BWP-Heizlastrechner liefert z. B. einen ersten Überblick. Wichtig ist auch, ob die Wärmepumpe für die Warmwassererzeugung und evtl. im Sommer auch zum Kühlen verwendet werden soll und ob im Zuge der Heizungsmodernisierung weitere Sanierungsmaßnahmen geplant sind – denn dadurch kann die Heizlast enorm gesenkt werden. Nach Auswahl der Wärmequelle sollte das Wärmeverteilungssystem gecheckt werden und ein hydraulischer Abgleich durchgeführt werden. Die Prüfung und ggf. Austausch der Rohrleitungen, des Heizungswassers, der Thermostatventile können die Vorlauftemperatur nochmals absenken. Wichtig zu wissen ist, dass auch Umfeldmaßnahmen, wie der Austausch von Heizkörpern oder Einbau einer Flächenheizung, gefördert werden!"
Stichwort "Wärmeverteilungssystem checken": Beim Altbau hat man sofort ein Bild mit "alten Heizkörpern" vor Augen. Kann ich eine Wärmepumpe auch in Kombination mit bereits vorhandenen Radiatoren einsetzen oder geht hier ehrlicherweise nichts ohne ein System der Flächenheizung – zumindest, wenn es sich am Ende rechnen soll? "Die Nutzung einer Wärmepumpe ist auch mit Radiatoren durchaus möglich. Dennoch gilt: je größer die Heizungsfläche, umso effizienter die Wärmepumpe. Ob alte Heizkörper weiterverwendet werden können und wie es sich am Ende rechnet, hängt immer vom individuellen Fall, der Wärmequelle und vielen weiteren Faktoren ab. Die Kosten für Öl und Gas werden künftig erheblich steigen – Strom hingegen wird langfristig günstiger und "grüner" werden. Mit einer eigenen PV-Anlage zur Stromerzeugung amortisiert sich die Investition in die Wärmepumpe umso schneller. Ab einer Jahresarbeitszahl über 3 wird es sich auf jeden Fall rechnen – zumindest mittel- und langfristig. Kunden, denen es rein um Wirtschaftlichkeit geht, lassen sich in der Modernisierung erfahrungsgemäß schwerer von einer Wärmepumpe überzeugen. Der Wunsch, den eigenen CO2-Fußabdruck zu verringern, sollte also schon eine Rolle spielen."
Welche Wärmepumpen-Spielart ist im Altbau bzw. bei der energetischen Sanierung aktuell besonders beliebt und zu empfehlen? Welche Chancen hat die Erdwärmenutzung? "Erdgekoppelte Systeme sind natürlich besonders effizient – aber auch kostenintensiver und abhängig von den räumlichen Gegebenheiten, zudem braucht es Bohrgenehmigungen. Klarer Vorteil von Erdwärmepumpen: Sie können in Kombination mit einer Flächenheizung auch zur passiven Kühlung eingesetzt werden. Eine Wasser/Wasser-Wärmepumpe ist in einigen Fällen eine effiziente, aber auch kostenintensive Alternative. Erd- und wassergekoppelte Systeme bekommen in der Regel einen zusätzlichen Förderbonus von fünf Prozent. Wie gesagt: Der Einsatz von erneuerbaren Energien beim Heizen erfordert weit mehr Planung als der Tausch gegen ein fossiles System, macht aber vor dem Hintergrund der CO2-Einsparung und hinsichtlich der Wertsteigerung der Immobilie durchaus Sinn. Schließlich soll eine neue Heizung mindestens für 20 Jahre halten und daher in jedem Fall klimaschonende Aspekte berücksichtigen."
Weiterführende Informationen: https://www.waermepumpe.de
Sie haben eine Frage zu diesem Artikel? Dann stellen Sie der Redaktion hier Ihre Fachfrage!